HADSCHI HALEF OMAR BEN HADSCHI ABUL ABBAS IBN HADSCHI DAWUD AL GOSSARAH (HALEF):
I. HALEF komt voor in
- GR 1-3
- CHRISTI BLUT UND GERECHTIGKEIT
- GR 4-6
- MATER DOLOROSA
- GR 18
- GHASUAH
- NUR ES SEMA
- FATIMA
- BLUTRACHE
- KYS-KAPTSCHIJI
- GR 25-29
- AUSSÄTZIGEN
- GR 31/32
- ABDAHN
- MERHAMEH
II. Andere namen van HALEF
- in GR 1:
HALEF AGHA (Senitza-episode)
- in GHASUAH:
ABU KALILIN (VATER VAN WEINIGEN (haren)) (440)
III. Herausragende Aktivitäten/Besonderheiten
in GR 1:
- H. bricht im Salz des Schott Dscherid ein. (48)
- Bruiloft met HANNEH (283)
- H. doodt ABU SEIF. (312)
in GR 3:
- Halef erkrankt an der Pest. (340f)
in GR 4:
- Schießprobe auf sechs Schindeln (200)
- Episode in de duiventil (379ff)
in GR 5:
- Kußszene mit KARA BEN NEMSI (KBN) (84)
in GR 6:
- Berenjacht (131)
- Halef trekt de uitrusting van een ridder aan. (343)
- Brief van Halef aan KBN (533ff)
- Halef bidt als christen aan het graf van de Bebbeh. (580)
in GR 18:
- Gevecht met een beer (327)
in BLUTRACHE
- Brief van Halef aan KBN (262)
in GR 26:
- Halef is sjeik van de Haddedihn als opvolger van MALEK geworden. (283)
- Brief van Halef aan KBN (270ff)
in GR 28:
- H. krijgt typhus. (153)
- Sprung über die Spalte (253)
- Madentraum I (488f)
- Madentraum II (632)
in GR 29:
- H. erhält das Ehrenkleid des SCHAHs. (402, 408, 417)
in GR 31:
- H. is net zo oud als KBN. (48)
- H. is dronken. (339-61, 352)
in GR 32:
- Vermomming als MIR VAN ARDISTAN (554f)
* * * * *
Die vielleicht originellste, unverwechselbarste und humorigste Diener- bzw.
Gefährten-Gestalt, die Karl May schuf und deren langen Namen nebst fälschlich
zugelegten ›Hadschi‹-Titeln einst jeder jugendliche Karl-May-Leser
auswendig hersagen können mußte, hat ihren Ursprung in einigen ›Prä-Halef‹-Figuren
des Frühwerks. In LEILET (1876) is
OMAR-ARHA BEN AFRADIN de »vriend en beschermer« van zijn Sihdi.
Wie Halef
tut er sich gern mit der »Nilpeitsche« in der Hand wichtig, verkündet in
blumigen, stark übertreibenden Worten die Taten und Fertigkeiten seines Herrn,
um von dessen Ruhm auch selbst einen Teil einzustreichen, ist aber trotzdem ein
treuer, aufrichtiger und tapferer Diener (Minister »aller inneren und äußeren
Angelegenheiten« (LEILET, blz. 7, zitiert wird jeweils unter dem im Lexikon
verwendeten Sigel; die genaue bibliographische Angabe findet sich im
Sigel-Verzeichnis. Het ontstaan van de
Halef-figuur werd voor het eerst beschreven in: Franz Kandolf: Von Hassan el
Kebihr bis Hadschi Halef Omar.
In: Karl-May-Jahrbuch
1926. Radebeul 1926 (überarbeiteter Neudruck in: Karl May: Freiburger
Erstausgaben. Hrsg. von Roland Schmid. Band 18: Im Lande des Mahdi III. Bamberg
1983, Anhang). und ein Spaßvogel (Mukle). Insgesamt freilich bleibt Omar-Arha
eine blasse Gestalt, ohne etwa auch nur das physiognomische Profil Halefs zu
erhalten. Eine weitere Vorstufe zu Halef findet sich in GUM-FS (1878) in
MAHMUD BEN MUSTAFA JUSSUF JAAKUB
EBN BASCHAR,
dem sprachkundigen und aufschneiderischen, aber trotz
seiner Goliath-Gestalt feigen Diener des noch namenlosen, weltreisenden
ICH-ERZÄHLERs. Mahmud wird in der erweiterten Fassung der Erzählung, in ›Unter
Würgern‹ (1879; 1894 als GUM-GR in den Band X, ›Orangen und Datteln‹,
der Gesammelten Reiseromane Mays übernommen) zu HASSAN EL KEBIHR, der
eigentlich den langen Namen HASSAN-BEN-ABULFEDA-IBN-HAUKAL AL
WARDI-JUSSUF-IBN-ABUL-FOSLAN-BEN-ISHAK AL DULI trägt, sich aber aus
Großmannssucht HASSAN, DER GROßE nennt. Er ist Begleiter eines Reisenden,
der eine direkte Vorstufe zu KARA BEN NEMSI (KBN)
darstellt, denn er wird mit OLD SHATTERHAND gleichgesetzt. (GUM-GR, blz.
28) Wenn Hassan auch von seinem Äußeren und seiner Feigheit her gerade das
Gegenteil Halefs verkörpert, so sind doch auch Gemeinsamkeiten auszumachen:
Hassans um den gesamten Stammbaum erweiterter Name, sein Hang, den Islam zu
preisen, seine Vorliebe, Reden - auch Streitreden - zu halten und der Hang zur
Prahlerei.
Twee verdere ›Halef-voorbeelden‹ zijn te noemen: In 1878 verscheen de vertelling ›Die Rose von Sokna‹ (SOKNA). Der mit »wirklicher Liebe« an seinem Herrn hängende Diener, der ausdauernd, kräftig, listig, mutig, sprachgewandt, aber ein wenig eitel ist, heißt - wie der im 1879/80 erschienenen Kolportageroman ›Scepter und Hammer‹ agierende Gehilfe KATOMBOs - ALI-EL-HAKEMI-EBN-ABBAS-EBNER-RUMI-BEN-HAFIS-OMAR-EN-NASAFI. Dieser besitzt »eine nicht zu hohe, aber äußerst nervige und geschmeidige Gestalt« (ZEPTER, blz. 466) Ali »war nicht nur der treueste und zuverlässigste Diener, den es gab, sondern er zeichnete sich ... durch eine ansehnlich Portion Lebhaftigkeit aus, die sehr oft geradezu in Frohsinn und eine Heiterkeit überging, welche sich in den possirlichsten Witzen erging.« (Ebd.) Sein Hang zur Aufschneiderei provoziert groteske Szenen, aber er ist tapfer und avanciert später zum Schiffsführer Katombos. Einen nachhaltigen Eindruck beim Leser hinterläßt Ali jedoch nicht.
Es gibt im Mayschen Œuvre genug absonderliche Dienerfiguren, die vor allem die Funktion haben, dem Helden als Kontrastfigur zu dienen, damit neben der Spannung der Humor nicht zu kurz kommt. Urbild aller Diener und Begleiter der Helden in den frühen Reiseerzählungen Mays ist der komische Dienertypus der Commedia dell'arte, den Dienstbeflissenheit und Witz mit Unterwürfigkeit, je nach Sachlage Geschicklichkeit oder Ungeschicklichkeit, und vor allem ein schier ungeheures Vermögen, aus kniffligen Situationen heil herauszukommen, charakterisiert. Der Theaterfreund May hat die Typenkomödie für seine Zwecke recht erfolgreich geplündert.
Im Dezember 1880 erscheint dann endlich Halef auf der literarischen Bühne: (Karl May: Giölgeda padishanün. Reis-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz. VII. jaargang (1880/81) - vanaf 1892 GR 1 en GR 2) »... een eigenaardig kereltje. Hij was zo klein, daß er mir kaum bis unter die Arme reichte, en daarbij zo mager en zo dun, daß man hätte behaupten mögen, er habe ein volles Jahrzehnt zwischen den Löschpapierblättern eines Herbariums in fortwährender Pressung gelegen. Dabei verschwand sein Gesichtchen vollständig unter einem Turban, der drei volle Fuß im Durchmesser hatte, en zijn boernoes, die eens wit was geweest, welcher jetzt in allen möglichen Fett- und Schmutznuancen schimmerte, war jedenfalls für einen weit größeren Mann gefertigt worden, so daß er ihn, sobald er vom Pferde gestiegen war und nun gehen wollte, empornehmen mußte wie das Reitkleid einer Dame. Aber trotz dieser äußeren Unansehnlichkeit mußte man allen Respekt vor ihm haben. Er besaß einen ungemeinen Scharfsinn, viel Mut und Gewandtheit und eine Ausdauer, welche ihn die größten Beschwerden überwinden ließ. Und da er auch außerdem alle Dialekte sprach, welche zwischen dem Wohnsitze der Uelad Bu Seba und den Nilmündungen erklingen, so kann man sich denken, daß er meine vollste Zufriedenheit besaß, so daß ich ihn mehr als Freund denn als Diener behandelte. Eine Eigenschaft besaß er nun allerdings, welche mir zuweilen recht unbequem werden konnte: er war ein fanatischer Muselmann und hatte aus Liebe zu mir den Entschluß gefaßt, mij tot de Islam te bekeren. Eben jetzt hatte er wieder einen seiner fruchtlosen Versuche unternommen, und ich hätte lachen können, so komisch sah er dabei aus. Ich ritt einen kleinen, halb wilden Berberhengst, und meine Füße schleiften dabei fast am Boden; er aber hatte sich, um seine Figur zu unterstützen, eine alte, dürre, aber himmelhohe Hassi-Ferdschahn-Stute ausgewählt und saß also so hoch, daß er zu mir herniederblicken konnte. Während der Unterhaltung war er äußerst lebhaft; er wedelte mit den bügellosen Beinen, gestikulierte mit den dünnen, braunen Aermchen und versuchte, seinen Worten durch ein so lebhaftes Mienenspiel Nachdruck zu geben, daß ich alle Mühe hatte, ernst zu bleiben ... Bei diesen Worten zog er seine Stirn in sechs drohende Falten, zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinns, zerrte an den acht Spinnenfäden rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, Summa Summarum Bart genannt ...«6 Bewaffnet ist Halef anfangs mit einer langen Flinte; later kocht hij van zijn loon een nijl(paarden)zweep en had toen ook pistolen.
Zum eigentümlichen Reiz der Halef-Figur, im Gegensatz zu den meisten der erwähnten ›Vor-Bilder‹, gehört ihre Mehrdimensionalität, also die Unmöglichkeit, Halef lediglich auf das Klischee des aufschneiderisch-komischen Dieners festlegen zu können. Insbesondere verbindet Halef mit KBN wirkliche Freundschaft, was gleich zu Beginn des Orientzyklus7 ausdrücklich erwähnt wird. Neben den mehr oder weniger standardisierten ›komischen Motiven‹, wie aufschneiderisches Reden, Prahlen mit den Taten und Fähigkeiten KBNs und seinem eigenen (wirklichen und erfundenen) Anteil daran, blumiger Redestil, häufiger Ge- oder Mißbrauch der ›Kurbatsch‹ (Nilpferdpeitsche), die bis ins Spätwerk hinein mit dieser Figur verbunden bleiben, hat May dem treuen Gefährten des Helden seiner Orientromane in zunehmendem Maße auch gewichtige, ernsthafte Züge verliehen: Halef zeichnet sich durch absolute Furchtlosigkeit, Hilfsbereitschaft - auch unter Lebensgefahr - und durch Witz, Klugheit und eine bedeutende Anlage zur List aus. Wenn er auch nie das Niveau des Überhelden KBN erreicht, so wird er doch im Verlaufe des Zyklus den Westmännern ›zweiten Ranges‹ (HOBBLE-FRANK, DICK STONE e.a.) vergleichbar. Zo rijdt en schiet Halef heel goed en leert van KBN (wenn auch begrenzt) de kunst van het sporenlezen.
Halef, dessen Alter in GR 31 als das KBNs angegeben wird8 (ergens anders noemt May het geboortejaar 1849), (In een brief aan Baron Hans von Laßberg uit het jaar 1897 schrijft May, dat Halef 49 jaar oud is (zie: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1983. Husum 1983, blz. 78 - beide Altersangaben sind mit großer Skepsis zu bewerten, da sie einmal (1897) in die Zeit fallen, in der May sich öffentlich allzusehr persönlich mit seinen Ich-Helden identifizierte und dadurch öfters in die Verlegenheit kam, Anfragen zur angeblich realen Biographie seiner Helden beantworten zu müssen, und zum anderen (GR 31) in die Zeit der symbolischen Werkumdeutung fallen) stammt wohl aus Dschuneth (tegenwoordig Dschanet - een plaats, bijna 1300 km ten zuiden van Tunis). Er erzählt KBN seine Familiengeschichte: Zijn grootvader, DAWUHD AL GOSSARAH, bewoonde »›met de Uelad Selim en de Uelad Bu Seba de grote Dschebel Schur Schum.‹« 10 (in Mauretanië). Somit gehört auch Halef eigentlich diesem Stamm (Stämmen) an, so wird es jedenfalls bei seiner Hochzeit dargestellt. De grootvader »›ging als jongeman op pelgrimage. Er kam glücklich über el Dschuf, das man den Leib der Wüste nennt; toen werd hij echter ziek en moest achterblijven bij de bron Trasah. Daar nam hij een vrouw en stierf, nadat hij zijn zoon ABUL ABBAS gezien had.‹« Ook Halefs vader begaf zich op weg op pelgrimstocht naar Mekka »›und kam bis in die Ebene Admar, wo er zurückbleiben mußte ... Daar zag hij AMAREH, de parel van Dschuneth, en hield van haar. Amareh werd zijn vrouw en baarde hem Halef Omar, die je hier naast je ziet. Toen stierf hij ... Toen mijn moeder dood was, begaf ik me op pelgrimstocht. Ich zog gen Aufgang und Niedergang der Sonne; ich ging nach Mittag und nach Mitternacht; ich lernte alle Oasen der Wüste und alle Orte Aegyptens kennen‹«11 Obwohl Halef sich, seinen Vater und seinen Großvater großzügig mit dem Titel ›Hadschi‹ versieht, hat keiner von ihnen Mekka tatsächlich besucht. KBN findet hierin das Argument, mit dem er Halefs Missionseifer erfolgreich dämpfen kann. Das Verhältnis kehrt sich im Verlaufe des Zyklus sogar um: Durch den Umgang mit dem ›Vorbild-Christen‹ KBN wird Halef schließlich innerlich auch zum Christen: Anzeichen für die Abkehr vom Islam ist beispielsweise, daß Halef Schweinefleisch mit Genuß ißt, ja solches von KBN ausdrücklich erbittet.12 Aber auch eindeutige Äußerungen belegen Halefs Christsein: Anläßlich des Gedenkens an den Tod MOHAMMED EMINs bidt Halef aan het graf van Bebbeh-koerden. Tegenover KBN verklaard hij: »›... kein solcher [sc. Muhammedaner] betet am Grabe seines Feindes. Ik en mijn zoon hebben als christenen hier gestaan en het heilige Abuna (Onze Vader) gebeden, dat ik van jou geleerd heb.‹« (GR 6, blz. 580 - vergelijk ook MAT.DOL, blz. 610.) Besonderen Einfluß auf diesen Wandel hat allerdings auch Halefs Frau HANNEH ausgeübt.
Deze leert hij door het bezoek aan de heilige stad Mekka, der ihn endlich zum richtigen ›Hadschi‹ werden läßt, kennen. Bis dahin hatte Halef als Freund und Diener KBNs (dessen Name entstand, weil Halef den deutschen Namen Karl nicht aussprechen konnte14) an dessen Abenteuern (Ritt über den Schott Dscherid, Rettung SENITZAs) keinen rechten eigenständigen Anteil. In de Mekka-episode gewinnt er jedoch größere Bedeutung: Hij krijgt Hanneh tot vrouw, de kleindochter van MALEK, de sjeik van de Ateïbeh. Zunächst heiratete er Hanneh nur zum Schein, um ihr den Mekka-Besuch zu ermöglichen. Beide verlieben sich jedoch ineinander. Nachdem Halef den berüchtigten ABU SEIF im Zweikampf tötete, wordt hij opgenomen in de stam van de Ateïbeh en Hanneh mag zijn vrouw blijven. De Ateïbeh sturen Halef als Gesandten naar de Schammar met het verzoek, zich bij hen te mogen aansluiten. Mohammed Emin, de sjeik van de Haddedihn, een afdeling van de Schammar, neemt ze op in zijn stam. KBN hilft den Haddedihn im Kampf gegen übermächtige Feinde. Dann zieht er weiter, om de zoon van Mohammed Emin te bevrijden. Halef bittet darum, ihn weiter begleiten zu dürfen, obwohl er gewissermaßen noch in den Flitterwochen ist. An der Seite KBNs nimmt er am Abenteuer bei den Teufelsanbetern teil, helpt bij de bevrijding van AMAD EL GHANDUR, ontmoet in Koerdistan de oude koningin MARAH DURIMEH, vecht tegen de vijandelijke Bebbeh-koerden van GASAHL GABOYA, maakt de ddod van Mohammed Emin mee en begeleid met KBN de voorname Pers HASSAN ARDSCHIR-MIRZA naar Bagdad.
Der Beginn des dritten Bandes des Orientzyklus (GR 3), dessen erste Hälfte in der Zeitschriftenfassung den Titel ›Die Todes-Karavane‹ trägt, stellt geographisch eine Abwärtsbewegung dar: von den Höhen Kurdistans geht es nun herab in die Ebene des Zweistromlandes. Dem entspricht ein ›Stimmungs- und Formtief‹ des Helden KBN. Damit einhergehend spielt Halef nun eine eine immer wichtigere Rolle im Abenteuer-Geschehen: »Halef, nicht Kara Ben Nemsi entdeckt den heimlichen Lauscher im Busch (13); er wird von Kara Ben Nemsi ausdrücklich wegen seiner Umsicht gelobt (97); Halefs trouw en aanhankelijkheid trösten über das ungerechte Verhalten Mohammed Emins und sein Zurücknehmen des Rappen Rih hinweg (153-54); Halef wehrt die Hiebe ab, die Kara Ben Nemsi tödlich treffen sollen (169) [en doodt de gevaarlijke Gasahl Gaboya]; er beweist trotz eigener Verwundung Umsicht nach dem Überfall (175) ... er erhält von Kara Ben Nemsi einen Vertrauensposten zugewiesen (»denn auf dich kann ich mich am besten verlassen«, 222) und wird dem Perser als mustergültig empfohlen (»ziehe meinen Hadschi Halef Omar zu Rate, ... Er ist ein treuer, kluger und erfahrener Mann, auf den man hören darf«, 231) ... Und in Bagdad gelingt Halef das Beschleichen und Belauschen der Feinde fehlerfrei (292-293), während Kara Ben Nemsi sich dort überrumpeln läßt und bekennen muß: »Ich bin unvorsichtig gewesen.« (295)15 - ein Vorwurf, der sonst nur allzu oft dem übereifrigen Halef gemacht wird. Als KBN der Rappe Rih von Mohammed Emin genommen wird, steht Halef ihm in seiner tiefen Niedergeschlagenheit bei; und die Szene gerät zu einem Liebesgeständnis: »›... ist das Pferd dir lieber als dein treuer Hadschi Halef Omar?‹ ›Nein, Halef. Für dich würde ich zehn und noch mehr solcher Pferde hingeben.‹ ›So tröste dich ..., denn ich bin bei dir und bleibe bei dir ...‹ ... das Herz wurde mir groß und weit unter der Gewißheit, die Liebe eines Menschenkindes zu besitzen, eines Menschenkindes, dem auch meine Zuneigung gehörte ...«16
In Bagdad wordt KBN door de pest getroffen. Hij ligt op de rand van de dood. Halef verpleegt hem aufopferungsvoll, die Ansteckungsgefahr todesmutig nicht achtend. KBN ist noch nicht ganz genesen, da trifft es auch Halef; er erkrankt an einer besonders gefährlichen Art der Pest. Beiden overleven de verschrikkelijke ziekte en keren daarna naar de Haddedihn terug. Daar hoort Halef, dat hij ondertussen vader is geworden: Hanneh heeft hem een zoon, KARA BEN HALEF, geboren.
Die Mitte des Orientzyklus ist fast erreicht,17 die Figur Halef hat nun einen Status erreicht, der sich bis zum Spätwerk Mays nicht mehr ändert. Rekapitulieren wir: Een onbemiddelde, kleine, in Noord-Afrika rondtrekkende arabier trifft auf einen omnipotenten europäischen Helden. Hij wordt zijn bediende, metgezel, in noch eingeschränktem Maße dessen Freund - vor allem aber dessen Lehrling. Die Lehrzeit endet mit Halefs ›Gesellenstück‹, dem Tod Abu Seïfs.
Zeichen der Reife Halefs sind der zu gleicher Zeit erworbene rechtmäßige Hadschi-Titel en het huwelijk met Hanneh. Die nun folgende Zeit ist geprägt von der Entwicklung KBNs zum mythischen Halbgott; eine Entwicklung, die - auch geographisch - ihren Höhepunkt und Abschluß in der Begegnung KBNs mit Marah Durimeh findet. Nach der Vollendung des Meisters kann dann auch der Geselle avancieren: Halefs Aktivitäten in der ›Todes-Karavane‹, von denen die zweimalige Lebensrettung KBNs die bedeutsamsten sind, lassen ihn über den Gesellenstatus hinauswachsen. Hij wordt partner en vertrouweling (Halef kent nu ook het geheim van Rih) van zijn meester. En - nu pas - begint de echte, diepe vriendschap van de beiden; Beleg dafür sind die mehrfachen Liebes- und Zusammengehörigkeitserklärungen, die in der Äußerung Halefs gipfeln, er habe KBN »›so lieb, so lieb, daß ich mein Leben tausendmal für dich hingeben würde, wenn das möglich wäre. Ich würde sogar vielleicht Hanneh verlassen, wenn es zu deinem Glück notwendig wäre.‹« (GR 5, S. 87) Der Abschluß der Entwicklung der Figur Halef wird schließlich signalisiert durch die Geburt seines Sohnes: Nun ist er reif, selbst Autorität, Vorbild, Lehrer eines Menschen zu sein.
Een vergelijking van Halef met WINNETOU, het opperhoofd van de Apachen, liegt nahe. Beide Figuren hat May seinem Ich-Helden als besonders nahestehende Gefährten an die Seite gestellt. Doch erreicht Halef im Mayschen Figuren-Kosmos nicht das Niveau, das der Ich-Held und Winnetou innehaben. Winnetou wordt de bloedbroeder van OLD SHATTERHAND, er wird eins mit ihm, beide bilden gewissermaßen ein mythisches Doppelwesen. Halef jedoch bleibt bei aller Intensität der Freundschaft immer eine Rangstufe unter KBN. Deutlicher Beleg dafür ist, daß zu Beginn des letzten Orient-Romans Mays (›Ardistan en Dschinnistan‹ - GR 31/32) Halef im Palast Marah Durimehs bei den Dienstboten wohnen muß, terwijl KBN bij de vorstin logeert. Grund für den Unterschied zwischen dem Verhältnis Winnetou/Old Shatterhand und dem Verhältnis Halef/KBN ist, dat Winnetou en Old Shatterhand vanaf het begin gelijkwaardig waren. Winnetou betritt als fertiger Held die Romanbühne; Old Shatterhand gleicht sich (in GR 7) in einer Blitzentwicklung dem Helden-Niveau des Apachen an. Wichtig dabei ist, daß Old Shatterhand eigentlich alle erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten schon besitzt, sie müssen nur noch - quasi sokratisch - ans Licht gebracht werden. Einen Qualitätsunterschied zwischen Winnetou und Old Shatterhand gab es in Wirklichkeit nicht. Bij Halef is dat anders. Er wurde tatsächlich von KBN erzogen/gebildet, er mußte umgeformt werden. So wie seine äußere Gestalt nie eine wahre Heldengestalt werden kann, so kann er seines Wesens wegen auch nie ein Über-Held werden.
Bedeutsam erscheint in diesem Zusammenhang, daß der Konsolidierung des Verhältnisses des Ich-Helden mit seinem ›Intimpartner‹ jeweils eine Episode vorangeht, in der der Ich-Held mit dem Tode ringt. Auch dabei besteht ein gewichtiger Unterschied zwischen der Szene im Wilden Westen und der im Orient. Für Old Shatterhand ist der Kampf mit dem Tod Initiation, die Überwindung des Todes ist wichtiger Teil seiner Persönlichkeitsentwicklung. Erst danach ist er würdig, bloedbroeder van Winnetou te worden. Für KBN ist die Todesgefahr durch die Pest (für die Roman-Handlung) nur Krankheit, keine Initiation - er ist schon Held. Für Halef ist die Krankheit KBNs Bewährungsprobe, die er besteht, da er sein Leben selbstlos aufs Spiel setzt, um den Gefährten zu retten. Er selbst wird nicht als wirklich gefährdet dargestellt (das ergibt sich schon daraus, daß KBN sein Pfleger ist). Halef fehlt die bewußt erlebte Überwindung des Todes. Doch gerade, daß Halef nicht zum Mythos gestaltet wird, macht die Faszination der Figur aus: Hij blijft mens.18
Halef verlaat na enkele weken zijn vrouw en zijn kleine zoon, om KBN naar Damascus te begeleiden. Die Reise weitet sich aus, von Damaskus zu den Ruinen von Baalbeck nach Stambul, von dort quer durch den Balkan bis nach Antivari. De terugreis gaat per schip naar Jaffa en dan naar Jeruzalem. Aus dem touristischen Ausflug wird eine verwegene Verbrecherjagd. Zunächst geht es um ABRAHIM-MAMUR, mit dem KBN und Halef schon in der Senitza-Episode zu tun hatten, dann ist es die Bande des SCHUT, die unschädlich gemacht werden soll. Auf dieser Reise wird Halef einige Male besonders herausgehoben oder hat ›große Szenen‹: Er wird während der Abwesenheit KBNs ausdrücklich von diesem als Anführer der kleinen Verfolgergruppe eingesetzt (GR 4, 29). Er rettet KBN aus der Hütte des Bettlers und Verbrechers SABAN (GR 4, 191-203). Dies ist die bedeutendste völlig eigenständige, gelungene Aktion Halefs, bei der er (sonst ein KBN-Motiv) mit dem Henrystutzen sechs Meisterschüsse abgibt. Die Episode im Taubenschlag beim Fruchthändler GLAWA in Menlik (GR 4, 379-86) ist eine der gelungensten humoristischen Szenen in Mays Werk überhaupt. Beim Schut-Komplizen MURAD HABULAM wird Halef gleich zweimal auf charakteristische Weise aktiv: einmal spielt er den auf einem Turm eingeschlossenen Verbrechern einen herrlichen Streich, indem er sie mit Hilfe einer Feuerspritze ›einwässert‹ (GR 5, 465-75), dann hat er entscheidenden Anteil am ›feestdag van het pak slaag‹ (s.u.). Als Halef kort daarna (GR 6, 26-34) in de handen van de misdadigers valt, zeigt sich, daß er selbst in den gefährlichsten Situationen mit bewundernswerter Kaltblütigkeit den Gegnern die haarsträubendsten Geschichten ›verkaufen‹ kann. Seine größten Fehler, Voreiligkeit und Ruhmsucht, lassen ihn bei einer Bärenjagd (GR 6, 130-40) in Lebensgefahr geraten, aus der ihn KBN rettet. Am Ende des Abenteuers, als der gefährliche Schut unschädlich gemacht ist, erhält Halef den Rappen Rih als Geschenk von KBN (GR 6, 369). Van HENRI GALINGRÉ krijgt hij bankbiljetten met een waarde van 3000 frank en ook van SIR DAVID LINDSAY krijgt hij geld (sicherlich nicht wenig), so daß er als für die Umstände seines Lebenskreises reicher Mann zu den Haddedihn zurückkehrt. Hij wordt daar opgenomen in de raad van de ouderen en na de dood van Malek sjeik. (GR 26, 283).
Die neue Gewichtigkeit der Figur Halef geht einher mit einer Zunahme der Bedeutung seines ›Markenzeichens‹, de nijlpaardenzweep, für die Handlung. Zwar hatte Halef sich die Peitsche schon früh zugelegt (s.o.), aber erst vom vierten Band des Zyklus an wird sie intensiv als Roman-Motiv eingesetzt.19 De zweep is het symbool van heerschappij, een machtsinstrument.20 Als ›rechterhand‹ van de held zorgt Halef mit ihr dafür, daß seinem Herrn angemessen Respekt entgegengebracht wird, voltrekt rechtvaardige straffen (für kleinere, spontan zu ahndende Vergehen)21 und verschafft auch sich selbst mit ihrer Hilfe die erforderliche Genugtuung, wenn beispielsweise allzu abfällig über seine kleine Statur geredet wird. In furioser Weise gestaltet May eine ganze Episode mit dem Peitschen-Motiv: Die Verbrecher um Murad Habulam bekommen sie - verdientermaßen - in mannigfaltiger Form zu spüren. Halef ist ganz begeistert von dem Vorhaben, dem KBN den Namen »feestdag van het pak slaag« verleiht; er drückt dies in seiner unnachahmlichen Redeweise in einer kleinen Ansprache aus:
»›Sihdi, du hast jetzt ein großes, herrliches Wort gesprochen. Ueber dich wird Freude sein unter den Gläubigen und Wonne unter den Seligen der letzten drei Himmel. Endlich willst du einmal zeigen, daß du die Zierde des männlichen Geschlechtes und die Krone der Helden bist. Mijn spieren worden slangen en mijn vingers de scharen van een kreeft. Ich werde wüten unter den Räubern und toben unter den Mördern.
Es wird ein Heulen geben in Kilissely und ein Zetern unter den Söhnen des Verbrechens. De moeders en dochters van hen, die geen goed geweten hebben, zullen jammeren, en de tantes en zusters van de onrechtvaardigen zullen zich de haren uittrekken en de sluiers verscheuren. Die Vergeltung öffnet ihren Rachen, und die Gerechtigkeit wetzt ihre Krallen, denn hier steht der Richter mit der Peitsche der Rache in der Hand, der Held des Tages der Prügel, Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah!‹« (GR 5, 489f.)
In den folgenden Erzählungen, die für katholische Marienkalender geschrieben wurden,22 und im Roman ›Im Reiche des silbernen Löwen I/II‹ (1898 - GR 26/27) wird Halef im Sinne der letzten Bände des Orientzyklus als dem Ich-Helden gemäßer Begleiter dargestellt; in den Erzählungen betont May (dem Medium entsprechend ?) Halefs (innere !) Hinwendung zum Christentum stärker. Ein Wandel erfolgt in der Darstellung Hannehs, die im Orientzyklus als Figur keine besondere Kontur erlangt. Ab GR 26 wird ihre bedeutende Rolle als Lenkerin des kleinen Hadschi hervorgehoben. Hij is weliswaar sjeik geworden, maar zij is de »geheime heerseres van de Haddedihn« (GR 26, 369): Halef steht privat und als Scheik ›unter dem Pantoffel‹. Da dieser Zustand von einem so ehrbewußten Mann wie Halef nicht ohne weiteres hingenommen wird, gibt es ab und an Probleme im Eheleben des Hadschis.23 Hilfe bringen da (im Roman) zwei Gespräche KBNs: een nachtelijk gesprek met Hanneh over de vraag, of vrouwen een ziel hebben (GR 26, 370-76), en een met Halef over dat gesprek (GR 26, 386-97), waarbij KBN Halef voor de eerste keer verteld, dat hij ook getrouwd is.
Het valt op, daß in dem Maße, waarin het huwelijksleven van de schrijver KARL MAY met zijn eerste echtgenote, EMMA MAY, problematischer en verstoorder begon te worden, ook steeds meer ›huwelijksgesprekken‹ tussen Halef en KBN of Hanneh en KBN gevoerd worden. Halef wird zur Kompensationsfigur Mayscher Eheängste und -probleme, wodurch der ›alter-ego‹-Charakter der Figur stärker hervortritt.
Parallel zu der Umdeutung der Gestalt KBN im Spätwerk hat auch die Figur des treuen Halef eine neue Sinngebung erfahren: May wollte Halef nun als die ›Anima‹, die noch unerlöste und unreife Seele des Ich-Helden verstanden wissen, die noch auf den Weg nach Dschinnistan, auf den beschwerlichen Weg zum Edelmenschen gebracht werden muß. Folgerichtig sind Halefs Funktionen in den Werken ›Am Jenseits‹ (GR 25), ›Im Reiche des silbernen Löwen III/IV‹ (GR 28/ 29) en in ›Ardistan en Dschinnistan I/II‹24 mehr innerer, seelischer, meditativer Natur.
Aan het begin van de roman ›Am Jenseits‹, die May in 1899 schreef, knüpft May an die Gespräche über die Seele der Frau an und stellt Halef dem Leser ausführlich rückblickend vor. Aber es wird auch direkt klargestellt, was gegenüber den früheren Abenteuerfahrten anders ist: Halef und KBN ziehen nicht mehr alleine aus, maar worden door Hanneh en Kara Ben Halef begeleid,25 was ihnen die gewohnte Freiheit nimmt. Da die Figur Halef nun gewissermaßen dreifach aufgeteilt wird, in die energisch aber umsichtig und feinfühlig agierende ›Seele‹ Hanneh, in den jungen Helden Kara Ben Halef und den ›alten‹ Halef, bleibt für den letzteren in diesem schon recht handlungsreduzierten Roman kaum Raum für großartige Aktionen. Die wichtigsten Halef-Szenen in GR 25 sind Gespräche über seinen Charakter und der Wunsch und das Bemühen, diesen zu ändern: KBN hält ihm vor, sich stets für »einen ungeheuer bedeutenden Menschen« zu halten, der »sein liebes Ich ohne alle Ausnahme stets« zuerst bringt (GR 25, 70). Halef, den insbesondere stört, daß ein solches Bild von ihm in KBNs Büchern verbreitet wird, bittet KBN, ihm zu helfen, sich zu bessern: »›Ich habe mir vorgenommen, in diesen Büchern von jetzt an als leuchtendes Vorbild reiflicher Ueberlegung und ernster Behutsamkeit zu glänzen‹« (GR 25, 73). Im zweiten Gespräch bittet Halef KBN, ihm nicht nur hinsichtlich seiner überheblichen, ichbezogenen Reden zu helfen, sondern auch bezüglich seines übereifrigen Tatendrangs. Es wird deutlich, daß May hier eine seiner gelungensten Figuren gerade in ihren ureigensten Charakteristika zu ändern versucht. Daß dies nicht wirklich gelingen konnte, liegt auf der Hand.
Ganz anders verwendet May Halef in den beiden letzten, ganz zum Spätwerk zu rechnenden Teilen von ›Im Reiche des silbernen Löwen‹ (Bd. III/IV, 1902/03). Auf der eigentlichen Handlungsebene speelt Halef geen rol meer: zijn funktie als helper van KBN neemt zijn zoon Kara Ben Halef over. Schon früh im Roman erkrankt Halef (wie KBN, der aber recht schnell wieder gesundet) an Typhus und liegt bis zum Ende des Romans auf dem Krankenlager. Hanneh komt naar hem toe en verpleegt hem. Die Figur Halef hat nur noch die Aufgabe, als ›alter ego‹ Karl Mays einen Teilaspekt der seelischen Entwicklung widerzuspiegeln, die May in den Jahren nach der Orientreise durchmachte. Die beiden ›Madenträume‹ Halefs sind eine Reflektion der Auseinandersetzung Mays mit seinen literarischen Gegnern dieser Jahre, die als Maden erscheinen, um May aufzufressen. Sie können ihn aber nicht zerstören, sondern nur sein »oude vlees« (GR 28, S. 487ff) vernichten: Es wird ganz deutlich der Abbau des alten Ich-Ideals des Schriftstellers May und dessen ›Sterben‹ als Abenteuerroman-Schriftsteller dargestellt. Der zweite ›Madentraum‹ wird bezeichnenderweise nicht mehr als Halefs eigene Erzählung geboten, sondern ganz kurz von seinem Sohn mitgeteilt. Halef träumt, wie der erste Traum endet: op het laatst eten de maden zichzelf op! Ein Triumph über seine Feinde, den May zu Lebzeiten nicht erleben sollte. Halef symbolisiert auch hier den Schriftsteller May, der durch die publizistischen und gerichtlichen Auseinandersetzungen seine Vergangenheit (das »alte Fleisch«) gänzlich überwindet und am Ende wie neugeboren dasteht, »heiter und ... rüstig« (GR 28, S. 632).
In zijn autobiografie ›Mein Leben und Streben‹ (1910) schrijft May: »... deze Hadschi is mijn eigen ziel, jazeker, de ziel van Karl May! Door alle fouten van de Hadschi te beschrijven, schildere ich meine eigenen und lege also eine Beichte ab ...«26 Das ist zwar fast dreißig Jahre nach Halefs erstem Auftreten geschrieben, aber in diesem Fall stimmt die nachträgliche Stilisierung der Figur ›cum grano salis‹: Halef ist von Anfang an das alter ego Karl Mays. Er repräsentiert den Schwadroneur, den Hochstapler, den Phantasten Karl May, der es durch sein Streben nach Idealen (KBN) schaffte, diesen ›dunkleren‹ Teil seines Ichs, der aber immer Kraft und Quelle seines Schreibens blieb, zu kultivieren. Biographisches haftete der Figur Halef stets an; vereinzelt auch über das konkret an den Menschen Karl May Gebundene hinaus (z.B. in der Mekka- oder der Pest-Episode). Insofern ändert sich im Spätwerk Mays nichts an der Figur. Doch May versuchte nun, den biographischen Bezug zu symbolisieren, und das mißlang. May konnte schon im ›Silberlöwen‹ mit der Figur nichts Rechtes mehr anfangen. Er scheint geplant zu haben, Halef sterben zu lassen. Auch wenn den Erinnerungen von KLARA MAY, Mays zweiter Frau, mit großer Vorsicht zu begegnen ist, könnte die von ihr überlieferte Anekdote im Kern stimmen, da sie zum Romanverlauf und zu Mays Verhältnis zu seiner Figur paßt: »Einmal, während er am III. Band seines ›Silbernen Löwen‹ schrieb, klagte er mir händeringend: ›Ik kan het niet over mijn hart verkrijgen, mijn kleine Hadschi Halef te laten sterven. Es geht über meine Kraft. Ik hou te veel van de kleine knaap, hij is toch een deel van mijn eigen ik‹«27
Zo komt het, dat Halef in de Dschinnistan-roman (1907-09) weer als begeleider van KBN onderweg is. Maar de roman is geen avonturenroman im herkömmlichen Sinne. Es geht darin »einmal um die Veranschaulichung des Wesens und Werdens des E i n - z e l m e n s c h e n und seiner ihm von der Menschheitsidee aufgetragenen Entwicklung vom primitiven Körper- und Gewaltmenschen zum Edelmenschen als dem Abbild des Göttlichen; zum anderen um die Entwicklung der Gesamtmenschheit aus dem Leid scheinbar unaufhörlichen Kriegszustandes zum ›wereldvrede‹ ... Nun besteht Mays ›nieuwe psychologie‹ darin, daß er den Menschen auffaßt als die Integration der vier konstituierenden Elemente Körper, Anima (= Triebleben), Geist und Seele. Diese vier werden allegorisch als Einzelfiguren versinnbildlicht, die zusammenkommen und zusammenwirken müssen, um den Menschen zu ergeben, der dann sein Ziel der Veredelung anzustreben vermag.«28 Halef »figuriert in diesem allegorischen System ganz eindeutig als die A n i m a, das irrational Triebhafte im Menschen, das blindlings und gewalttätig (Peitsche) reagiert, wenn es nicht vom Geiste geleitet und gezügelt wird.«29
Mit dieser neuen Disposition der Figur ist der Weg offen voor een verbinding tussen de uit de vroegere avonturenromans bekende Halef en de nieuwe ›allegorische‹ betekenis van de figuur Halef. Halef neemt in ›Ardistan en Dschinnistan‹ auf der Handlungsebene altgewohnte (und den Lesern liebgewordene) Züge wieder an, er spielt im ersten Teil des Romans eine etwas bedeutendere Rolle als in den letzten beiden Bänden des ›Silberlöwen‹, allerdings mit deutlich burlesken Zügen: Sein Versuch, die Leitung des Rittes zu übernehmen, scheitert, und unter Alkoholeinfluß gebärdet er sich mehr als lächerlich. Erst als er sich ganz der Führung KBNs (›Geist‹) unterordnet, wird er wieder zu einem wichtigen Helfer des Helden und seiner Freunde. Die Figur gerät so allerdings zum Demonstrationsobjekt Mayscher Besserungs- und Höherentwicklungskonzepte. Die Mischung aus Tradition und Konzept ermöglichte zwar ein akzeptables ›Überleben‹ der Figur Halef. Dem Lesepublikum, ob es nun dem Abenteuerroman-May oder dem Spätwerk-May die größere Bedeutung zuschreibt, wird in jedem Falle der Abenteuerroman-Halef die gelungenere und beliebtere Figur sein.
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6 GR 1, S. 1ff
7 GR 1 - GR 6
8 GR 31, S. 48
9.
10 GR 1, S. 281 und S. 9
11 GR 1, S. 9
12 GR 5, S. 580 und GR 6, S. 66
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14 GR 1, S. 39
15 Walther Ilmer: Von Kurdistan nach Kerbela. Seelenprotokoll einer schlimmen Reise. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1985. Husum 1985, S. 267 - die Seitenangaben beziehen sich auf GR 3.
16 GR 3, S. 153f.
17 Ohne den nachgeschriebenen Anhang zu GR 6 umfaßt der Zyklus 3806 Fehsenfeld-Seiten, bis zum Ende der Bagdad-Episode sind es 1619 Seiten.
18 Die philosophische Dimension des Verhältnisses KBN/Halef untersucht Reinhard Tschapke: Überlegungen zum Verhältnis von Herr und Knecht in Karl Mays Abenteuerromanen. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1988. Husum 1988, S. 268-91.
19 So beispielsweise GR 4: 6f, 215, 277, 336, 510f, 603 GR 5: 6, 10, 26, 45, 109, 187, 488, 498 GR 6: 42, 64, 74, 432, 520; in den zeitlich folgenden Erzählungen und Romanen, in denen Halef auftritt, bleibt die Peitsche mit der Figur untrennbar verbunden.
20 Ingrid Bröning: Die Reiseerzählungen Karl Mays als literaturpädagogisches Problem. Ratingen 1973, S. 149, weist auf den phallischen Charakter der Peitsche hin. Vgl. dazu auch: Arno Schmidt: Sitara oder der Weg dorthin. Frankfurt a.M. 1969, S. 159ff (Fischer-Taschenbuch Nr. 968).
21 Halef setzt die Peitsche bewußt ein: »›Wo es gilt, uns mit der Peitsche Achtung zu verschaffen, da bin ich bereit, aber ein Khawaß mag ich nicht sein. Die Peitsche ist ein Zeichen der Herrschaft; sie schwinge ich, aber nicht den Stock. Einen Rechtspruch zu vollziehen, ist das Amt des Henkers; ich bin aber kein solcher!‹« (GR 5, 503).
22 Der Anhang zu GR 18 (›Im Lande des Mahdi III‹) und die im Orient spielenden Erzählungen aus GR 26 (›Im Reiche des silbernen Löwen I‹) sind von der gleichen Art.
23 Vgl. GR 26, S. 377.
24 Die Erzählungen MERHAMEH und ABDAHN können außer acht gelassen werden, da sie keine neuen Anspekte der Figur bringen.
25 Es reiten zwar im Orientzyklus und den Erzählungen Gefährten mit, doch könnten Halef und KBN sich von ihnen jederzeit trennen, was hier nicht möglich ist.
26 LEBEN UND STREBEN, S. 24
27 Klara May: Mit Karl May durch Amerika. Radebeul 1931, S. 27
28 Heinz Stolte: Werkartikel ›Ardistan und Dschinnistan I-II‹. In: Karl-May-Handbuch. Hrsg. von Gert Ueding in Zusammenarbeit mit Reinhard Tschapke. Stuttgart 1987, S. 315
29 Ebd., S. 316
Christoph F. Lorenz
Bernhard Kosciuszko